Ab wie vielen Arbeitsplätzen ist es ein Großraumbüro?
Nun ist es passiert. Wir sind umgezogen. Seit langem haben wir darauf gewartet. Denn es war klar: die neue Abteilung brauchte Räume. Erst (Anfang 2007) hieß es, wir ziehen im späten Frühjahr – oder frühen Sommer – in neue Räume im gleichen Stock. Daraus wurde nichts, denn die BILD-Redaktion zieht von Hamburg nach Berlin und braucht VIEL Platz. Anfangs nicht im 17. („unseren“) Stock, dann doch, dann wieder nicht. Nun zieht sie teilweise ein. Und damit war klar, dass „wir“, also unsere Abteilung, weichen muss. Wohin, war sehr lange unklar. Wir waren geduldig und genügsam. Im Gegensatz zu vielen anderen, für die Bürowahl ein Statusthema ist, die über Stockwerk, Lage, Anzahl der Fenster, Nähe zum Vorstand etc. sich beinahe die Köpfe einschlagen. Unverständlich für uns, die wir einfach ein Büro wollten, wo wir in Ruhe arbeiten können. Wir waren pragmatisch: zwei Zweier-Büros, Tageslicht wäre nett, Aussicht kann, muss aber nicht. Nun, wie es sich heraus stellte, waren wir wohl zu pragmatisch. Vor zwei Wochen erfahren wir, dass wir mit Teilen des nationalen Teams in ein Großraumbüro ziehen sollen. In einen „Glaskasten“ im siebten Stock der Springer-Passage. Klar, Tageslicht in Hülle und Fülle. Auch eine nette Aussicht. Aber was bitte ist aus dem Wichtigsten geworden? ZWEIER-Büro. ZWEI. Eins plus Eins. 1 + 1 = 2…
Nun sitzen wir in einem Büro, das für 14 + 1 Person eingerichtet ist. FÜNFZEHN!!! Das ist das 7,5-fache! Ein Plan-Multiple von 7,5! Unser Chef – der übrigens selbst „aus politischen Gründen“ aufgefordert wurde, im 17. Stock (und damit an dem von unserem Büro am weitest-möglich entfernten Punkt innerhalb des Berliner Springer-Hauses!!!) sein Büro einzurichten – versucht uns zu beruhigen: „Am Anfang sind doch die Plätze des nationalen Teams kaum besetzt, nur zwei Praktikantinnen sind ab und zu da. Da sind Sie doch nur zu fünft, vielleicht zu sechst…“
Eine abendliche Diskussion an der Hotelbar aufnehmend, die sich um die philosophisch – ethisch – moralische Frage drehte „Ab wie vielen Toten ist es Massenmord?“ als Vergleich zu „Ab welcher Summe ist die ‚kleine Steuerhinterziehung‘, die ‚jeder macht‘, Betrug“ entgegnete ich nur „Ab wie vielen Plätzen ist es ein Großraumbüro?“ Für mich eigentlich schon ab drei oder vier Leuten. Aber spätestens, wenn es mehr als vier (4) Leute sind. Und für Euch?
Übrigens, weil Ihr so schön gelesen habt, seitlich das Video des neuen Büros, wie es heute nachmittag aussah – noch lange nicht fertig. Denn es fehlt noch der Glaskasten im Glaskasten. Das Aquarium. Ein gläserner Besprechungsraum in der Mitte. Ohne Stühle, damit die Besprechungen nicht so lange dauern. Hoffe, das ist ein Scherz. Sagen wir mal so: Stühle haben wir genug aus den Räumen des nationalen Teams erhalten…